Animefilm: A Silent Voice (Koe no Katachi)

Gestern war die lang ersehnte deutsche Kinopremiere des Animefilms "A Silent Voice" (japanisch 聲の形, Koe no Katachi, dt. "Form der Stille"). Ich hatte mir schon vor ca. zwei Monaten die Kinokarte online gekauft und ich habe mich sehr auf den Film gefreut. Ich habe zwar den Manga komplett zu Hause, habe es aber bis heute nur geschafft, den ersten Band von den insgesamt sieben Bänden zu lesen. Das war vielleicht sogar ganz gut, denn so komme ich nicht in die Gefahr, den Film mit dem Manga zu vergleichen. Ich kenne auch nicht die japanische Originalfassung und so kann ich hier nur meinen Eindruck wiedergeben, die der Film auf mich hinterlassen hat, ohne irgendwelche Vergleiche ziehen zu können.

Handlung


Der Protagonist der Geschichte ist Shōya Ishida. Ein Junge, der in die Grundschule geht und dort ein ziemlicher Rabauke ist. Er kümmert sich nicht darum, was andere von ihm denken und er kämpft jeden Tag gegen die Langweile. Eines Tages kommt eine neue Mitschülerin in die Klasse, Shōko Nishimiya. Sie ist gehörlos und ein sehr ruhiges zurückhaltendes Mädchen. Sie wechselt die Klasse, weil sie in ihrer alten Schule gemobbt wurde. Leider wird auch sie in der neuen Klasse gemobbt und derjenige, der sie am schlimmsten pisackt ist Shōya. Das geht so weit, daß er ihre ihre Hörgeräte aus ihren Ohren reißt und kaputt macht. Irgendwann, ist das Maß voll und Shōko verläßt die Schule und Shōyas Mutter zahlt den begangenen Schaden an den Hörgeräten an Shōkos Mutter. Erst als Shōko die Schule verlassen hat, merkt Shōya, das er durch seine Taten sich selbst zum Aussenseiter gemacht hat, denn er wird jetzt von seinen Klassenkameradinnen und -kameraden gemieden und ähnlich gemobbt, wie er früher Shōko gemobbt hat. Selbst in der Mitteschule eilt ihm sein Ruf als Mobber voraus, so daß er sich von seinen Mitschülerinnen und Mitschülern immer mehr distanziert und zum Einzelgänger wird. Er empfindet Reue, über das, was er Shōko damals angetan hat und er möchte sich bei ihr entschuldigen. Er lernt deshalb die Gebärdensprache, um seine Entschuldigung Shōko direkt mitteilen zu können.

Als er auf Shōko nach fünf Jahren trifft, hat sie zuerst Angst vor ihm, aber diese Angst weicht irgendwann. Shōko und Shōya treffen sich regelmässig und es baut sich ein kleiner Freundeskreis auf. Teilweise sind es Mitschülerinnen aus der Grundschule, teilweise sind es Mitschüler aus der Oberschule bzw. die kleine Schwester von Shōko. Zwischen den alten Klassenkameraden schwelt ein nicht geklärter Konflikt aus der damaligen Zeit weiter. Manche sehen Shōko als Ursache des ganzen an und können ihr nicht verzeihen, andere sehen Shōya als allein Verantwortlichen, ohne sich eingestehen zu können, daß sie eine Mitschuld tragen. Das führt dazu, daß es zum Streit und zu einem Ereignis kommt, der für Shōya und Shōko sehr einschneident ist, aber wohl auch ein Wendepunkt im Leben von Shōya ist.

Meine Meinung zum Film


Wie schon erwähnt, hat mir der Film sehr gut gefallen. Der Film hat eine Länge von 130 Minuten und in der Zeit kann man schon einiges an Handlung unterbringen. Ich bin in den Film gegangen, mit der Erwartung, daß es sich um einen sehr sentimentalen Film handeln würde, in dem ich sehr viele Taschentücher benötigen würde. Zum Glück für mich, war er nicht so sentimental, wie befürchtet, aber natürlich ist es ein sehr sentimentaler Film. Ich bin aber zum Glück mit nur einem Taschentuch ausgekommen, aber mir sind doch sehr häufig die Tränen gekommen. Die Bilder des Films sind hervorragend gezeichnet, wie ich finde, auch die Musik war stets sehr passend und hat die Gefühle sehr gut transportiert, ohne aber dabei aufdringlich zu wirken. Mir haben die deutschen Stimmen der Personen gut gefallen und auch die Übersetzung, so weit ich das beurteilen kann, war ganz gut. Nur eins muß ich bemängeln, nämlich, als Shōko gegenüber Shōya ihre Liebe zu ihm gesteht und er sie nicht versteht, er vesteht nur Mond, hätte ich mir eine kurze Erklärung, dazu gewünscht, denn es wird für jemanden der nicht ein paar Grundkenntnisse in Japanisch besitzt, nicht sofort klar, weshalb Shōya "Mond" und nicht "Ich Liebe dich" versteht.

Was mir an dem Film sehr gut gefällt, ist wie er das Thema Schuld und Vergebung behandelt, denn ich denke, daß das das Thema des Films ist. Shōya macht sich gegenüber Shōko schuldig, in dem er sie mobbt und ihr das Leben zur Hölle macht, aber nicht nur Shōya macht sich schuldig, sondern auch, seine Klassenkameraden, die ihn durch ihr Verhalten erst einmal bestärken und später, als sie merken, daß sie sich auch nicht richtig verhalten haben, ihre Schuld auf Shōya abwälzen und ihn mobben und sich dadurch weiter schuldig machen. Shōya fängt durch das Mobbing, das auf ihn zurückfällt an, seine Taten gegenüber Shōko zu bereuen. Er möchte das Geschehene rückgängig machen, was natürlich nicht geht. Er ist also dazu verdammt, mit seiner Schuld zu leben und das beste daraus zu machen. Shōko fühlt sich dabei selbst, als die Schuldige an der ganzen Situation, wobei ich denke, daß sie sich von allen am wenigsten schuldig gemacht hat, denn sie kann ja nichts dafür, daß sie gehörlos ist und auf die Rücksicht ihrer Mitmenschen angewiesen ist. Dennoch fühlt sie sich als Schuldige und versucht am Ende Selbstmord zu begehen, was zum Glück nicht gelingt, aber dennoch, treten durch ihren versuchten Suizid die wahren Gefühle der Handelnden zu Tage und es findet eine Art Klärung der Positionen statt. Das das Ende des Films relativ offen ist, finde ich ganz gut, denn es paßt sehr gut zum Thema Schuld und Sühne, denn auch hier ist es wie im wahren Leben, es geht immer weiter und man muß versuchen, mit den Lebensumständen klar zu kommen und mit den Taten für die man verantwortlich ist. Wen das Thema weiter interessiert, ich habe dazu ein ganz interessantes Video auf YouTube entdeckt, es heißt: Koe No Katachi Ending Explained | The Shape of Voice | A Silent Voice | 聲の形 [Spoilers]. Leider ist es auf Englisch.


Ich werde als nächstes erst mal den Manga von "A Silent Voice" fertig lesen, denn ich vermute mal, daß in dem Manga mehr von Shōya und Shōko erfährt, als im Film. Wie gesagt, ich habe bis jetzt nur den ersten Band gelesen und dort fehlt einfach ganz viel im Film und wie ich finde, sind das gerade die Sachen, die einem verdeutlichen, welche Art von Mensch Shōya ist und was ihn antreibt, was meiner Meinung sehr wichtig ist, um zu verstehen, wieso er Shōko mobbt. Ich werde sicherlich über den Manga auch einen Beitrag schreiben, sobald ich damit durch bin.

Nächstes Jahr im März soll der Film auf BluRay bzw. DVD erscheinen und ich freue mich darauf. Ich werde mir die BluRay sicherlich zulegen und den Film dann noch mal anschauen, dann aber wahrscheinlich in Japanisch mit Untertiteln, denn ich denke, daß bei der Übersetzung doch manchmal etwas verloren geht. Gut, mein Japanisch ist noch nicht so gut, daß ich da etwas verstehen würde, aber dennoch habe ich bei manchen Filmen oder Serien, das Gefühl, daß die japanischen Originalstimmen, besser zu den Charakteren passen, als die deutschen Synchronstimmen und auch wenn ich das Gesagte nicht verstehe, kann ich manchmal durch die Art, wie etwas gesagt wird, die Situation ganz gut nachempfinden. Mal sehen, ob das hier ähnlich ist, ich bin jedenfalls sehr gespannt auf die BluRay.

Habt ihr den Film auch gesehen? Wie hat er euch gefallen? Schreibt mir bitte eure Meinung dazu als Kommentar zu diesem Blogartikel.


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